Koblenzer lassen Tor gelten und gewinnen Freunde
Artikel der Rhein-Zeitung, Sportregional vom 08.10.2019:
Koblenzer lassen Tor gelten und gewinnen Freunde
Förderschule Bienhorntal verzichtet bei Jugend trainiert für Paralympics auf die Finalrunde. Von unserem Mitarbeiter Alexander Thieme-Garmann
Koblenz.
Mit einem reichen Schatz an sportlichen und kulturellen Erfahrungen ist die Fußballmannschaft der Astersteiner Förderschule am Bienhorntal aus Berlin zurückgekommen. Für den Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia und Paralympics“, der alljährlich in der Bundeshauptstadt stattfindet, hatten sich die Schüler erstmalig qualifiziert. Zuvor hatten sie auf Regional- und Landesebene die Konkurrenz aus Engers und Trier besiegt. Als Belohnung folgte ein fünftägiger Aufenthalt, der dem Team, seinen Betreuern sowie den mitgereisten Fans in schöner Erinnerung bleiben wird.
Erster Höhepunkt war die Eröffnungsfeier im Olympiastadion mit rund 4500 Schülerinnen und Schülern vor gut gefüllten Rängen. Für die 14 jährigen Jimmy und Benjamin war der Einzug der einzelnen Bundesländer mit Schild- und Fahnenträgern ein „wunderschönes Erlebnis“. Auch Christian Liesenfeld, einer der sportlichen Betreuer, sprach von einem „Wahnsinnsgefühl“.
Viel Zeit zum Verschnaufen blieb indes nicht. Unmittelbar im Anschluss an die Eröffnungszeremonie folgte die Abfahrt der Sportler zu den verschiedenen Wettkampfstätten. Die Fußballer der Schule am Bienhorntal trugen ihr Turnier im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark am Prenzlauer Berg aus. Gespielt wurden 2x10 Minuten auf einem Kleinfeld. Da jedes Bundesland mit genau einem Team vertreten war, ergaben sich vier Gruppen mit jeweils vier Mannschaften. In der ersten Begegnung trafen die Koblenzer auf Neuruppin (Brandenburg) und erspielten sich dank einer starken Leistung ihres Torwarts Justin ein respektables 0:0. Danach folgte ein überragendes 6:2 gegen Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern), sodass ein Unentschieden im letzten Spiel gegen die Hamburger Bekkamp Schule zum Gruppensieg gereicht hätte. Zwei Minuten vor Schluss gingen die Hanseaten jedoch mit 1:0 in Führung und brachten danach den knappen Vorsprung über die Zeit. Was niemand mitbekommen hatte: Der Schiedsrichter hatte den Treffer wegen eines vermeintlichen Stürmerfouls nachträglich annulliert. Dieser Umstand führte nach der Partie zu großer Verwirrung. Am Ende überließ die Turnierleitung den Koblenzer Betreuern die Entscheidung über Final- oder Trostrunde. Der Trainerstab um Christian Liesenfeld beschloss, das Tor gelten zulassen, da weit und breit kein Foulspiel der Hamburger vorgelegen hatte. Durch diese große Geste beflügelt, gelang den Hanseaten im weiteren Turnierverlauf sogar der Einzug ins Finale, das sie gegen die Meißener Schule „An der Nassau“ (Sachsen) knapp mit 4:5 verloren.
Unterdessen ging es für die Koblenzer Schüler am nächsten Tag mit den Platzierungsspielen weiter. Nachdem die Mannschaft um Spielführer Tom ihre Gruppe mit Vertretern aus dem Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen souverän gewonnen hatte, schlug sie das Team aus Baden-Württemberg mit 3:0. Im Spiel um den neunten Platz verloren die Koblenzer anschließend gegen Hofgeismar (Hessen) mit 2:4, was gleich bedeutend mit dem zweiten Rang der unteren Hälfte und dem zehnten Rang der Gesamtwertung war. Angesichts des außergewöhnlichen Turnierverlaufs war dieses Ergebnis ein großer Erfolg, zudem allein Jimmy sieben Treffer beisteuerte. Darüber hinaus führte das Fair Play der Schule am Bienhorntal zu einem sehr freundschaftlichen Kontakt mit der Hamburger Bekkamp-Schule, der auch in Zukunft weiter gepflegt werden soll.
Nach dem Turnier ergab sich für die Mannschaft und ihre Betreuer die Gelegenheit, einige der vielen Berliner Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Die große Abschlussfeier fand in der Max-Schmeling-Halle statt. Dabei erhielt jeder Koblenzer Schüler eine Silbermedaille. „Der zweite Platz hat uns sehr glücklich gemacht“, freuten sich Jimmy und Benjamin stellvertretend für alle Berlin-Fahrer. Und eines steht jetzt schon fest: Im nächsten Jahr wollen die beiden mit der Mannschaft unbedingt wieder nach Berlin.